WDR 3 2009, Länge: 60 Min.
447 sorgsam geordnete Doppelseiten eines Tagebuches lagern im Freiburger Bundesarchiv.
Der Verfasser Johannes Gutschmidt war zwischen 1939 und 1944 Kommandant mehrerer Durchgangslager
für russische Kriegsgefangene in Polen, der Sowjetunion und in Weißrussland – dem Zentrum des Massenmordes.
Detailliert beschreibt das Tagebuch die Schrecken des Lagerlebens - Kälte, Hunger, Kannibalismus, Selbstmord -
und enthüllt gleichzeitig die Biografie eines Mannes: ein kaisertreuer Offizier, der nicht mit den
Nationalsozialisten sympathisierte und dennoch zum Täter wurde. Das Tagebuch des Johannes Gutschmidt ist
ein Verlaufsprotokoll einer Katastrophe. Es stellt erneut die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen in der Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten.
Zur Realisation:
Lagerkommandant Gutschmidt hatte ein enges Verhältnis zu einem jungen ukrainischen Gefangenen,
den er zu seinem persönlichen Diener machte. In dem Feature ist Viktor, der ukrainische Gefangene und Diener,
der Prototyp des sowjetischen Kriegsgefangenen. Seine Figur wurde nach realen biografischen Vorgaben gestaltet.
In Viktors Textpassagen aktualisieren sich Erinnerungen von ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen. Seine Sprechweise
wurzelt in den mündlichen Überlieferungen der ukrainischen Folklore und der christlich-orthodoxen Religion.
Ein Feature von Anja Krug-Metzinger
Mit poetischen Texten von Detlev Wilhelm Klee
Wissenschaftliche Beratung: Christian Hartmann
Sprecher:
Lagerkommandant Gutschmidt: Ulrich Anschütz
Victor: Tomas Flachs Nóbrega
Sprecherin: Cathleen Baumann
Stimme: Waldemar Hooge<
Technische Realisation: Olaf Dettinger
Regieassistenz: Andreas Langkamp
Regie: D. W. Meissner
Redaktion: Gisela Corves
Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks 2009
Aus dem Tagebuch eines Lagerkommandanten
Radiofeature von Anja Krug-Metzinger
WDR 3 2009, Länge: 60 Min.